Was uns wirklich interessiert...
Menschen, die auf leichte Sprache angewiesen sind, lesen oft nicht gerne. Das liegt daran, dass Lesen ein kognitiv anspruchsvoller Prozess ist. Sprache kennen wir Menschen seit etwa 100’000 Jahren, Schriftzeichen gibt es erst seit ungefähr 5000 Jahren. Unser Gehirn hatte also noch gar nicht so viel Zeit, sich an diese neue Entwicklung anzupassen.
Doch ausgerechnet die Zielgruppe leichter Sprache bekommt besonders trockene und abstrakte Informationen.
Als ich im Jahr 2014 meinen ersten Text in leichte Sprache übertrug, war das ein Leitbild. Der nächste Text war das Behindertengleichstellungsgesetz. Und so ging es weiter: Reglemente, Hausordnungen, Informationen von Kantonen und Gemeinden.
Sicherlich sind diese Informationen alle wichtig. Und mit leichter Sprache kann ich diese Texte vereinfachen. Doch die Inhalte bleiben trotzdem komplex und leider oft fade.
Wie soll dabei Lust und Freude am Lesen entstehen?
Die Prüferinnen und Prüfer meiner Prüfgruppe arbeiten bewundernswert diszipliniert an solchen Texten. Deshalb „belohne“ ich sie zu Weihnachten mit einer selbst erfundenen Geschichte oder einem Märchen, das ich in leichte Sprache übertrage.
Nun wollte ich einen Schritt weitergehen und bat sie, selber eine Geschichte zu erfinden. Zuerst reagierten sie abwehrend: „Wir können das nicht“ oder „uns fällt nichts ein.“
Doch ich war fest der Meinung, dass sie sehr wohl dazu in der Lage sind, und liess nicht locker. Ich fragte: „Soll es ein Krimi sein, eine Liebesgeschichte oder ein Abenteuer?“
„Eine Liebesgeschichte!“, riefen sie unisono.
Und schon waren wir mittendrin. Ich fragte, sie trafen die Entscheidungen, und bald hatten wir die ersten groben Anhaltspunkte: Es sollte eine Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau sein, beide so um die 30 Jahre. Sie heissen Tamara und Paul und arbeiten in einer Institution ähnlich wie das WohnWerk in Basel.
Die Geschichte spielt in einer Welt, die ihnen vertraut ist. Es geht um konkrete Erlebnisse, nicht um abstrakte Informationen. Und die Hauptfiguren sind Menschen, deren Gefühle sie nachvollziehen können. Es war für mich eine ganz besondere Erfahrung, die Geschichte mit der Prüfgruppe zu entwickeln und aufzuschreiben.
Weiter unten können Sie die Liebesgeschichte herunterladen oder online lesen. Und wenn Sie Gedanken oder Kommentare dazu haben, können Sie mir gerne eine E-Mail schreiben. Ich werde sie dann der Prüfgruppe weiterleiten.
Liebesgeschichte
Das ist die Geschichte von Tamara und Paul.
Die Geschichte ist in leichter Sprache.
Die Prüfgruppe von ACH SO! hat die Geschichte erfunden.
Cornelia Kabus hat die Geschichte auf·geschrieben.
Viel Spass beim Lesen!
PDF, 16 Seiten
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