Voll leer oder was?
Ein Füllwort ist eigentlich laut Duden ein Wort mit relativ geringem Aussagewert, das vermutlich zum Verständnis des Kontextes nicht unbedingt wirklich notwendig ist.
Moment mal, in diesem Satz haben sich ein paar unnötige Wörter eingeschlichen. Ich versuche es noch einmal:
Ein Füllwort ist laut Duden ein Wort mit geringem Aussagewert, das zum Verständnis des Kontextes nicht notwendig ist.
Dieses Zitat aus Wikipedia ist ohne die Füllwörter angenehmer zu lesen und einfacher zu verstehen, auch wenn es sich um Fachsprache handelt.
Aber warum benutzen wir Füllwörter und Floskeln, wenn es sie nicht braucht?
Füllwörter haben durchaus eine Funktion. Meistens relativieren wir etwas damit: «Ich bin irgendwie enttäuscht» klingt nicht ganz so hart wie «Ich bin enttäuscht». Mit vermeintlich verstärkenden Wörtern können wir etwas abschwächen: «Ich liebe dich sehr» oder «ich liebe dich» – was klingt überzeugender?
Wir können etwas andeuten oder Nuancen ausdrücken. Wenn ich sage: «Ich halte das eher für eine schlechte Idee», dann klingt das höflicher als: «Ich finde die Idee schlecht.»
In der einfachen oder leichten Sprache sind Füllwörter jedoch ein Problem.
Unnötige Wörter sind eine zusätzliche Hürde, weil den Zielgruppen das Lesen aus unterschiedlichen Gründen schwerfällt. Sie merken nicht, wenn wir etwas durch die Blume sagen wollen. Deshalb sollten wir in leicht verständlichen Texten auf Füllwörter und Floskeln verzichten: Je klarer und direkter ich formuliere, desto besser kommt meine Information an.
Und auch in der Standardsprache gehört es zum guten Stil, solche Wörter sparsam und bewusst einzusetzen – vor allem in Sachtexten.
Wenn wir reden, lassen sich Füllwörter kaum vermeiden.
Beim Reden stehen wir unter Zeitdruck, weshalb wir die Denkpausen unwillkürlich mit diesen unnötigen Wörtern ausfüllen. Jeder Mensch hat seine Favoriten: Ich kenne eine Frau, in deren Sätzen mindestens einmal das Wort «eben» vorkommt. Ich habe festgestellt, dass mein eigener Favorit «noch» ist, auch in schriftlichen Texten. Deshalb durchkämme ich meine E-Mails noch vorm Abschicken und werde noch jedes Mal fündig.
Es gibt auch Füllwörter, die in Mode kommen und ansteckend sind. Erinnern Sie sich an die Phase vor einigen Jahren, als sich das Wort «quasi» überall ausbreitete? Das Schlimme ist: Sowie es mir auffällt, kann ich es quasi nicht mehr ignorieren. Dann fange ich quasi an zu zählen und bekomme nichts mehr vom Gesagten mit.
Das ist für uns alle lästig, aber für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen können Füllwörter eine Sprachbarriere sein.
«Das war jetzt richtig falsch» oder «deine Kinder dürfen ruhig laut sein»: Klingt nach einer eindeutig widersprüchlichen Botschaft, oder?
Oft verwenden wir auch ganze Sätze, die nichtssagend sind. Manche von ihnen scheinen zum Standardrepertoire einer jeden Rede zu gehören. «Ich möchte Ihnen gerne meinen Dank aussprechen!» Wenn ich diese Floskel höre, möchte ich gerne denken: «Und warum tust du es nicht?» Eine blosse Absichtsbekundung, so möchte ich gerne betonen, ist noch kein wirklicher Dank. «Ich danke Ihnen!» oder «vielen Dank!» ist nicht nur einfacher, es ist auch direkter.
- Auch in diesem Text gibt es an einigen Stellen Füllwörter. Haben Sie alle entdeckt?